Sonntag, 24. Mai 2015
Keine Prinzessin Lillifee
Kinderbuch der anderen Art: Frank Hoppmann führt Felix Nussbaums Arbeit fort
Von Annika Wienhölter
Der Münsteraner Frank Hoppmann steuerte die Bilder für ein Kinderbuchprojekt der anderen Art bei: „Die Abenteuer von Pit und Peggs – Die Reise zur Blumenparade“ ist ein Werk voller Ecken und Kanten – und mit einem interessanten historischen Hintergrund.
MÜNSTER. Das Buch basiert auf einem Trickfilm- Skript, entwickelt von dem jüdischen Maler Felix Nussbaum und dem Autor Michael Loewen. So weit, so gut. Aber: Die Idee entstand schon 1936. Ihr Werk konnten die Erfinder nie vollenden, da die Nationalsozialisten Nussbaum 1944 ermordeten.
Ebenso wie viele andere seiner Bilder, blieben auch die Zeichnungen für das Drehbuch zu „The stories of Pit und Peggs“ lange Zeit verschollen.
Bis 1990 die Witwe seines Mitstreiters Loewe, Frieda Low, eine Mappe an das Felix-Nussbaum- Haus in Osnabrück übergab. Ihr Inhalt: Skript-Fragmente und 29 Schwarz-Weiß-Fotos von den Original-Zeichnungen für besagten Trickfilm.
Im Sommer vergangenen Jahres stieß ein Berliner Verleger auf die Bilder und Textstücke – und hatte den Ein- fall, daraus ein Kinderbuch zu machen.
Und dann kam Hoppmann ins Spiel: Der Zeichner, Illustrator und Karikaturist sollte die Entwürfe
Doch so einfach hat es sich der 40-Jährige nicht gemacht: Zunächst setzte er sich intensiv mit dem Le- ben und der Kunst des jüdischen Malers auseinander, bevor er Anfang diesen Jahres in seinem Atelier mit der Arbeit begann. „Ich hatte einen immensen Respekt, ich wollte der ganzen Sache gerecht werden“, erinnert sich Hoppmann. Anfangs habe es eine „Phase hoher Unzufriedenheit“ gegeben. Doch nach und nach entwickelte er den richtigen Stil-Mix: Mit Tinte, Tusche Acryl- und Aquarellfarbe bereitete er die fantasievollen Bilder auf und ergänzte sie teilweise. Währenddessen kümmerte sich eine Berliner Autorin um den Text.
Ende April ist das Buch im Schaltzeit Verlag erschienen. Und Hoppmann hofft, „dass es verstanden wird, vor allem mit seinem historischen Kontext“. Für ihn ist es auch ein Werk für Erwachsene, da es auf vielen Ebenen Anspielungen auf den Nationalsozialismus gebe. „Es ist eben nicht alles Prinzessin Lillifee.“ Vielmehr könnten Eltern das Buch nutzen, um ihren Kindern das schreckliche Geschehen zu Lebzeiten Nussbaums näherzubringen. „Verdrängung findet ohnehin viel zu oft statt“, kritisiert Hoppmann. (HALLO - Münsterland)