Montag, 8. Juni 2015

Presse zu "Pit und Peggs"





So., 07.06.2015

Karikaturist Frank Hoppmann zeichnete ein Kinderbuch nach Vorlagen von Felix Nussbaum. 
Auf den Spuren eines großen Kollegen


„Pit und Peggs“: Der Münsteraner Frank Hoppmann zeichnete das Kinderbuch nach fast 80 Jahre alten Schwarzweiß-Vorlagen von Felix Nussbaum.  Foto: Hanna Schneider

Münster - 
Respektlosigkeit ist das tägliche Brot des Karikaturisten. Und der Münsteraner Frank Hoppmann hat viel davon. Als Zeichner für den „Eulenspiegel“ oder die „Welt“ hat Hoppmann lange Jahre berühmte Konterfeis aus Politik und Gesellschaft gedehnt und gestaucht, mit wild-genialem Strich aufs Blatt geworfen und manchmal regelrecht verdroschen.
Von Arndt Zinkant
Sein neuestes Projekt ist das genaue Gegenteil: Das Kinderbuch „Pit und Peggs“ entstand nach Vorlagen des berühmten Osnabrücker Malers Felix Nussbaum (1904-1944), der in Au­sch­witz ermordet wurde. Dessen Stil musste Hoppmann nachempfinden, erspüren und, wo nötig, sensibel weiterspinnen. Und wer das Ergebnis (speziell die Originale) sieht, ist sicher: Was dem Satiriker hier Pinsel und Feder führte, war bei jedem Stich – Respekt. Im April wurde das fertige Buch in Osnabrück vorgestellt.

Zu diesem ersten Kinderbuch seiner Laufbahn kam Frank Hoppmann wie die Jungfrau zum Kinde. Der Verleger Andreas Illmann vom Schaltzeit-Verlag in Berlin hatte ihn angerufen und gefragt, ob er die Illustrationen übernehmen würde, damit das Projekt knapp 80 Jahre nach seiner Planung doch noch verwirklicht wird. Da er Hoppmanns stilistische Opulenz kannte, die vom Strich der meisten Zeitungszeichner abweicht, traute er ihm zu, Nussbaums Vorlagen gerecht zu werden. Diese waren nicht im Original, sondern nur als Schwarzweiß-Fotografien erhalten – was die Aufgabe natürlich doppelt schwierig machte.
Und worum geht es bei „Pit und Peggs“? Dies Geschwisterpaar hatten Nussbaum und der Autor Michael Loewen als kindliche Trickfilmhelden erdacht; zu einem Streifen, der dann nie realisiert wurde. Ihre fantastische Reise sollte nach Nizza zur „Blumenparade“ gehen. Die Reise führt durch skurril schöne Landschaften, das gelbe, futuristische Automobil fliegt durch die Luft, und die Geschichte gab Nussbaum ausgiebig Gelegenheit, windschiefe Häuser und wildwüchsige Blumen zu kreieren. Als Hoppmann in seinem Atelier am Hawerkamp die Vorlagen erläutert, weist er auch auf Ähnlichkeiten mit Disneyfiguren hin, die an einigen Details (wie den Händen) zu erkennen seien.
Und noch etwas ist ihm in der Geschichte des großen Künstlerkollegen aufgefallen: Die durchaus bedrohliche Armee der Maschinen-Männer, die sich der fantastischen Blumenwelt in den Weg stellt, deutet er als kindlich-naive Ausformung oder Sinnbild für den Faschismus. Dafür braucht es gar nicht so viel Fantasie. Und dann zeigt er noch einige Spott-Motive, die in den 30er Jahren für Satireblätter entstanden. Felix Nussbaum als Karikaturist – da schließt sich der Kreis.