Frank Hoppmann gewinnt renommierten Preis
Münster (kut). Unter dem Mot- to „Menschen sind auch keine Lö- sung“ haben in diesem Jahr 211 Zeichner 1037 Karikaturen für den Karikaturenpreis einge- reicht. Klaus Hoppmann siegte in der Kategorie „beste Einzelkarikatur“. Begründung der Jury: Frank Hoppmanns Werke sind lustig und teilweise verstörend, aber in jedem Fall treffend und meist wenig schmeichelhaft. Er schält mit seinem pointierten Strich und drastisch überzeich- neten Portraits die Typen hinter den Dargestellten heraus und präsentiert so seine gnadenlose Wahrheit. Besonders erbarmungslos und daher in Bezug auf das Wettbewerbsmotto fabelhaft treffend, tue er dies in seinem Porträt des türkischen Staats- präsidenten Erdogan.
„Eine Karikatur muss wehtun“
Von unserer Mitglied ANDREA KUTZENDÖRFER - Samstag, 30. Dezember 2017
Münster (gl). „Die Karikatur einer Karikatur zeichnen – geht das überhaupt?“, hat sich Frank Hoppmann gefragt. Und wie das geht: Die Augen zu Schlitzen verengt, der über den Hemdkragen wallende Hals eines Menschen, der eben jenen nicht vollkriegt – das „Tier“ hat Frank Hoppmann aus US-Präsident Donald Trump „herausgearbeitet“. Für den Karikaturenpreis 2017 hat er dem türkischen Präsidenten Erdogan scharf ins Auge gesehen.
Er habe an der Fachhochschule Münster Design studiert und sei irgendwie in der Stadt hängen- geblieben, erzählt Frank Hopp- mann. Er sitzt auf der bequemen alten Couch in seinem Atelier Am Hawerkamp in Münster, über ihm eine Karikatur von Willy Brandt. „Ich bin froh, wenn das Jahr vor- bei ist“, sagt er. „Vier Einzel- und fünf Gruppenausstellungen und dann der Karikaturenpreis. Das macht ein bisschen Angst. Irgendwann ist mal gut.“
„Ich wollte Trump eigentlich nicht zeichnen“, erzählt der 43-Jährige über die Karikatur, die selbst in der „Los Angeles Times“ veröffentlicht wurde. Er fand Trump leibhaftig satirischer als eine Karikatur es je sein könnte. In der Wahlnacht aber, als Trump ge- wann und er wegen einer Erkältung sowieso mies drauf war, habe es „Klick“ gemacht. Da habe er zu zeichnen begonnen.
Hoppmann arbeitet wie ein Bildhauer. Das Karikieren sei bei ihm ein Prozess, sagt er. Erst informiert er sich ausführlich über den „Auserwählten“, auch mithil- fe von Fotos, und fertigt dann so viele Skizzen an, bis er weiß: „Ich hab ihn geknackt.“ Man sei dem Menschen sehr nahe, wenn man ihn zeichnet, sagt der Künstler nachdenklich. Gefalle dem Porträtierten sein Bild, habe er etwas falsch gemacht. „Eine Karikatur muss wehtun.“
Und das tut sie: Der türkische Präsident mit beleidigt vorgescho- bener Riesen-Unterlippe und ei- nem Fes, der traditionelle orienta- lischen Kopfbedeckung, als rotem Eimer – das hat offensichtlich wehgetan, denn dafür gab es außer dem Preis auch Beschimpfungen und die Frage, ob man unbedingt noch Öl ins Feuer gießen müsse. „Dann grübelt man schon“, gibt der Künstler zu. „Aber wenn man weiß, wofür man es macht, weiß man, es ist der richtige Weg. Und Erdogan hat es verdient.“
Reaktionen bekam er in seiner Karriere immer wieder: von Rainer Brüderle etwa, der seine Karikatur „akzeptiert“ habe, wie der FDP-Mann ihn wissen ließ. Gehört hat er, dass Politikerin Claudia Roth (Die Grünen) von ihre Karikatur nicht begeistert war. Manche Politiker mag er auch nicht. Wie Horst Seehofer (CSU). „Mit dem würde ich nie ein Bier trinken gehen wollen. Aber unter satirischen Aspekten betrachtet, geht es.“
Speerspitze der Meinungsfreiheit
Münster (kut). „Es gibt viel belanglose Kunst, die nichts bewirkt“, sagt Frank Hoppmann. „Ich sitze im Boot der kritischen Fraktion. Das bewegt was“, er- zählt der Zeichner. Er kritisiert, dass gerade in Deutschland Satire und sogenannte Hochkunst für viele nicht zusammenpasst. „Das wollen viele nicht“, hat er erfahren. Dabei sei die Karikatur „die Speerspitze der Meinungsfreiheit“. Sie habe mehr verdient. In Frankreich und Österreich würde sie mehr gewürdigt.
Hoppmann ist in Emsbüren (Emsland) geboren. Er arbeitet als freier Zeichner für Zeitungen und Magazine wie auch für das Satireblatt „Eulenspiegel“. Seine nächste Ausstellung ist vom 7. Januar bis 25. Februar 2018 im Alten Rathaus Göttingen.